Ein Bericht von Daniele Giustolisi- Halterner Zeitung
Das Musizieren hat schon die Geduldigsten aus der Fassung gebracht. Gerade am Anfang will das Zupfen, Klimpern oder Pusten nicht richtig klappen. Dass das für (geistig) behinderte Menschen erst recht schwierig ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Gisela Schmitt hat ein Patentrezept dagegen: die Veeh-Harfe.
Gisela Schmitt kommt ursprünglich aus dem niederrheinischen Geldern und ist Diplom Sozialpädagogin. Schon immer habe sie sich für die Behindertenarbeit interessiert. 1998 lernte sie ihren heutigen Mann kennen- einen Halterner. Danach verschlug es sie in die Seestadt.
Mit der Veeh-Harfe- der Name stammt von ihrem fränkischen Erfinder Hermann Veeh- hat sie seitdem schon viele Menschen mit Behinderung an das Musizieren heranführen können.
Zum Beispiel die Mitglieder ihrer Musikgruppe "Feenklang". Seit 2002 gibt es die Gruppe, die aus Mitgliedern mit geistiger Behinderung besteht. Schmitt leitet die Gruppe noch heute in Form einer ehrenamtlichen Tätigkeit für den Caritasverband Haltern. "Es sind noch alle acht Gründungsmitglieder dabei", sagt sie. Sogar eine CD mit 25 Songs und einer Auflage von 500 Exemplaren hat die Gruppe vor fünf Jahren aufgenommen- in Schmitts Wohnzimmer.
Der Erfolg der Veeh-Harfe kommt nicht von ungefähr. Das Instrument ist mühelos zu spielen. Fast wie bei einer richtigen Harfe, werden die Saiten gezupft. Der Unterschied: Unter die Saiten wird eine sogenannte Notenschablone auf das Instrument gelegt, auf der der Weg der Finger aufgezeichnet ist.
Das SPielen auf der Veeh-Harfe sei dann im Endeffekt nicht mehr so schwer. "Das kann jeder", sagt SChmitt, die 1994 sogar ihre Diplomarbeit über das INstrument schrieb. Im Nachhinein, sagt sie, habe das ihr ganzes Leben verändert. Seitdem ist sie der Veeh-Harfe beruflich wie privat verschrieben.
Inzwischen leitet sie sogar eine weitere Veeh-Harfen-Gruppe in Haltern: den "Halterner Harfenzauber". Wegen der großen Nachfrage entstand im Jahr 2011 dieses Orchester, das aus nicht behinderten Mitgliedern im Alter von 38 bis 82 Jahren besteht. Entstanden ist es über Caritassschnupperkurse, die Schmitt einst leitete und heute noch immer anbietet.
Im Ruhrgebiet und im Münsterland, sagt Schmitt, sei sie im Moment so ziemlich die Einzige, die eine Orchesterarbeit in der Größenordnung von 50 Musikern anbiete. "Da ich die Musikstücke immer aus Originalnoten umarbeiten muss für die Veeh-Harfe, gibt es wahrscheinlich so wenige Gruppen, weil ihnen die entsprechende musikalische Leitung fehlt, die diese Aufgabe machen kann."
Mit Mitgliedern des Harfenzaubers und anderen Veeh-Harfen-Spielern, möchte Schmitt nun am 27. Septemebr beim Veeh-Harfen-Begegnungstag ein großes Konzert mit bis zu 60 Teilnehemrn einstudieren und es anschließend in der St.Laurentiuskirche für den guten Zweck aufführen. Auch Senioren (aus dem Sixtusheim- Anmerkung von Gisela Schmitt) werden teilnehmen.
Denn inzwischen hat sich das Instrument seinen Weg auch in Altenheime und auch Einrichtungen für behinderte Menschen gesucht. Inklusion und Meditation stehen dabei für Schmitt im Mittelpunkt des Veeh-Harfen-Spiels. "90 Prozent unsrere Mitglieder haben früher nie ein Instrument gespielt", sagt sie. Die Atmosphäre, vor allem aber der Spaß am Musizieren sei das Wichtigste. Kurios ist, dass sich das Instrument auch in Teilen Japans etabliert hat, da dessen Musik der japanischen Musik sehr nahe komme. Und: "Viele Geschäftsleute haben neben ihrer Arbeit oft keine Zeit, etwas anderes mühsam zu erlernen. Deswegen ist die Veeh-Harfe bei ihnen so beliebt", sagt Schmitt und schmunzelt.
Mitglieder des Orchesters "Halterner Harfenzauber" und der Gruppe "Feenklang" vereint.